Divertissementchen

1. Akt: Vorpiel.
Musik, Theater und Karneval: In diesem Dreiklang fühlen sich die Kölner tradi-
tionell pudelwohl. Von 1794-1814 wurde ihnen der
.Straßenkarneval aus politischen Gründen verbo-
ten, kurzerhand verlegten sie ihre Karnevalsspäße in Form von
.kleinen. belustigenden .Theaterstü-
cken in ihre Wohnungen. Die Musik mixten sie aus Opernarien und Karnevalsliedern. Die schnelle
Aufeinanderfolge von stark gegensätzlichen Elementen zwischen Text und Musik, entfaltete eine ko-
mische Wirkung.
.1823 ging Held Karneval im ersten .Rosenmontagszug durch die Kölner Straßen,
dennoch zogen die
.Bürger weiter mit ihren musikalischen .Parodien - den Divertissementchen - du-
rch die Häuser. In dieser Zeit tingelte auch Jacques Offenbach zusammen mit seinen Geschwistern
mit Opern-Potpourris durch die Gasthöfe. In seinem 1866 komponierten Werk "Daphnis und Chloé"
nahm er wesentliche Elemente der Divertissementchen mit auf. Auch die Mitglieder des Kölner Män-
ner-Gesang-Vereins (KMGV) - 1842 gegründet - nahmen an Aufführungen teil. 1874 wagte ein Teil
von ihnen am 25. März ihren ersten Auftritt als "Cäcilia Wolkenburg" (Zillche) - der Name der The-
aterabteilung des KMGV setzte sich aus dem Namen des Vereinshauses "Wolkenburg" und der be-
nachbarten romanischen Cäcilienkirche zusammen.

2. Akt:Männerspiel. Die Divertissementchen - das Wort geht auf das französische divertir, diver-
tissement (= Unterhaltung, Belustigung) zurück, dem einfach die kölnische Verkleinerungsform an-
gehängt wurde - haben drei typische Merkmale:
.Erstens wird ausschließlich im kölnischen .Dialekt
gesprochen und gesungen, zweitens wird meistens ein Ereignis aus der Stadtgeschichte auf komisch
parodistische Weise dargestellt und drittens werden sämtliche Rollen, auch die der Frauen, sogar die
der Balletttänzerinnen, von Männern übernommen.
. Die Ausnahmen waren zwei Aufführungen 1939
und 1940: Auf Geheiß der Nazi-Diktatur mussten die Frauenrollen von "bühnenfähigen"
. Damen üb-
ernommen werden. 1946 wurde der Spielbetrieb wieder aufgenommen und Männer setzten in Frauen-
rollen wieder alleine die Akzente und ließen die alte Kölner Karnevals-Tradition wieder aufleben.

3. Akt: Erfolgsspiel. "Klüngel Op Joot Kölsch" war 2009 das 121. Divertissementchen der Cäci-
lia Wolkenburg seit 1874.
.Das Stück wurde 28 Mal als Gastspiel traditionsgemäß im Kölner Opern-
haus aufgeführt.
.Alle .Vorstellungen waren ausverkauft, .mehr als 30.000 Zuschauer besuchten ihr
"Zillche". Seit 1984 übertrug der WDR jede Premiere im Fernsehen. Ein riesiger Erfolg für ein Lai-
en-Ensemble,
.welches auf einem faszinierend hohen .Niveau spielt und mit einer .erfrischend .profes-
sionellen Einstellung Jahr für Jahr in der
. Karnevalszeit ein Divertissementchen für die .Kölner auf-
führt.

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