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"Swiss time was running out" heißt es im Hardrock-Klas-
siker ."Smoke On The Water" von .Deep Purple. Das Lied
ist .eine. Hommage .an ..Montreux .am. Genfer .See. .Nur
knapp .100 .km Luftlinie entfernt, in. der Uhrenmetropole
La Chaux-de-Fonds ist. bis. heute. weder. die. Schweizer
Zeit abgelaufen, noch. liegt Rauch über der .Uhrenindus-
trie. Allerdings. ist die Zahl der unabhängigen. Uhrenma-
nufakturen rapide. gesunken. Die Swatch. Group, die. Ri-
chemont ..Gruppe .und ..LVHM ..(Moët Hennessy - Louis
Vuitton) .übernehmen ..eine .namhafte .Uhrenmarke nach
der ..anderen. Patek .Phillipe, .Rolex, ..Audemars .Piguet,
Chopard .und. Breitling .sind die. einzigen .bedeutenden
unabhängigen ...familiengeführten...Uhrenmanufakturen,
denen eine Übernahme bisher erspart blieb.
"Wir .fertigen. über. 40000 .eigene .Werke pro Jahr", sagt
Jean-Paul. Girardin, CEO .und .Vizepräsident. von. Breit-
ling, während .er .mich. am .Eingang .der ..Chronométrie
empfängt. Er beginnt .gleich .mit .seiner .Führung durch
die Manufaktur. Vom .Foyer .aus.führen .zwei .lange .Gä-
nge durch .die .beiden Trakte des .Manufakturgebäudes.
Herr Girardin. biegt .zielstrebig in .den ersten der beiden
Gänge .ein .und .erklärt .dabei .die. komplizierte, compu-
tergesteuerte. Klimatechnik die. in .allen.. Arbeitsräumen
für ..einen.. konstanten. Unterdruck.. sorgt. Nur.. wenige
Staubpartikel würden .ausreichen, um .die. Uhrwerke .zu
ruinieren. Auch. sammelt. sich Kondenswasser an,.wenn
sie kälteren Temperaturen. ausgesetzt .sind. und .vorher
in .hoher. .Luftfeuchtigkeit .waren: "In. unseren. Arbeits-
räumen. herrscht .eine. .konstante .Luftfeuchtigkeit ..um
die .40 .Prozent. In .zehnminütigen. Abständen. wird. .in
allen Räumen .einmal die. komplette .Luftmenge, in. ein-
em. eigenen ..geschlossenen. Luftkreislauf .zirkulierend,
ausgetauscht. Mit. ...dem. ..Luftaustausch.. ziehen... alle
Staubpartikel. mit .ab". Unterdessen. gelangen. wir. über
den .langen. Gang. in. ein. helles, großes .Treppenhaus.
Es. wird von .vielen. Fensterfronten. und. einem. Atrium
mit .viel .Tageslicht .durchflutet. Wände, Türen. und Bö-
den sind aus. hellem. Eibenholz. Dadurch. strahlt es .ei-
ne warme .und .ruhige .Atmosphäre aus. Fast. ideal .an-
mutende Bedingungen, um .sich .ganz .der Entwicklung
und Herstellung. von präzisen Zeitmessern. zu. widmen.
Nur die Kunstwerke an. den. Wänden .von. dem. Düssel-
dorfer .Jörg. Döring und. Kevin T. Kelly .aus Cincinatti /
USA .mit. Motiven. rund. um die Fliegerei .im. Neo .Pop-
Art .Stil .und .die .mit .Hintergrundlicht. erhellten. .Foto-
wände. mit .Motiven von .Kampfjets. und. Impressionen
von einem .Flugzeugträger. scheinen. gegen .diese. me-
ditativ und kreativ .anmutende. Aura in .der. Manufaktur
optisch zu .rebellieren. Eine .vier .Meter .hohe. Skulptur
des .chinesischen .Künstlers .Zhang .Jianhua, .ein. Mao
Kämpfer mit einer .Kalaschnikow .in .der Hand, steht im
Erdgeschoß. Der ..Soldat, der ..die .Mitarbeiter. und .die
Kunstwerke .zu. .bewachen .scheint, ist. der .einzige. im
Haus, der ..mit .der. Aviatik. nichts .am .Hut, genauer an
der Mao Mütze, hat.
Wir fahren mit dem Aufzug ganz nach oben in die dritte
Etage und beginnen hier in der .Forschungs- und Test-
abteilung unseren Rundgang durch die Manufaktur.
Kreative,hochspezialisierte Uhrmacher,widmen sich hier
mitunter jahrelang, komplexen, sissyphusartigen Versu-
chsanordnungen. Herr Girardin .hält .eine Holzschatulle
in der Hand .mit .drei .kleinen Flaschen. "Zwei Spezialis-
ten arbeiten seit Jahren an der richtigen Zusammensetz-
ung für unsere synthetischen Uhrenschmieröle.Drei ver-
schiedene Sorten. haben. sie .bereits kreiert, fünf. sollen
es werden". Die .Mitarbeiter .sind. dabei, das .Schweizer
Uhrenschmieröl-Monopol .zu knacken. Ein .Liter Uhren-
schmieröl von dem Monopolisten kostet rund 5000 Euro.
Mit .dieser .Menge. käme. die ..gesamte. schweizerische
Uhrenbranche rund zehn Jahre aus. So gering .sind .die
Öl-Tropfen, die für jedes einzelne Uhrwerk benötigt wer-
den. Bei diesem geringen Umsatz. bietet der Monopolist
nur .eine..Sorte. Uhrenschmieröl .an. Breitlings .Produk-
ktions-Philosophie. wird .hierbei. in zweifacher Hinsicht
durchkreuzt. Einerseits werden Aufträge nur außer Haus
vergeben, .wenn ..es.. mindestens... zwei.. unabhängige
Schweizer Anbieter gibt und .andererseits die von Breit-
ling .vorgegebenen .Qualitätsansprüche .erfüllt. werden.
Beim Uhrenschmieröl .gibt .es .nur einen Schweizer An-
bieter. Auf .die .Qualität .dieses. Öls hat Breitling keinen
Einfluss. Also .müssen. die eigenen Experten in der For-
schungsabteilung ran. Sie. kreieren. Öle. mit. den gefor-
derten Eigenschaften, je nachdem ob .sie .einem .hohen
Druck oder einer hohen Reibung im Uhrwerk ausgesetzt
sind. Am Nebentisch wird der Breitling-Sekundenstopp-
zeiger bei der Rückstellung in .seine .Ausgangsposition
von einer Mikroskopkamera gefilmt.Der Zeitrafferfilm am
Monitor zeigt, was mit dem bloßen Auge nicht zu sehen
ist. Der Zeiger schwingt nach .Rückstellung noch immer
hin und her, 0,12 .Sekunden .lang, bis es endgültig zum
stillstand kommt.Nicht in 0,11 Sekunden und auch nicht
in 0,13 Sekunden. Es ist eine von Breitling selbst vorge-
gebene .Zeitspanne, die .0,12 .Sekunden-Schwingungs-
dauer. Bei .allen. Stoppuhren. ist.. die.. 0,12.. Sekunden
Schwingungszeit einzuhalten und wird penibel kontrol-
liert. Die .Detail- und .Präzisionsverliebtheit .dieser Spe-
zialeinheit. ist ..bewundernswert. Ihre. neueste Entwick-
lung: ein Unruhreif mit. fünf statt bisher drei Schenkeln.
Alle neuen Kaliber, bis. auf .die. 01, erhalten. dieses op-
tische "up grade". Der neue Unruhreif von .Breitling hat
vor allem aus ästhetischen Gründen fünf Schenkeln, sie
bietet .eine. außergewöhnlichere Optik. Wichtig. hierbei
ist die .Beibehaltung. des optimalen Verhältnisses .zwi-
schen Größe und .Gewicht, was .für .die. Präzision. des
Werkes wichtig ist.
Wir .gehen .eine. Etage. tiefer. in die Komponentenferti-
gung."Strategisch .wichtige Teile stellen wir selber her"
erläutert .Girardin. In .dieser .Produktionsabteilung, auf
der zweiten .Etage, werden. aus Messingteilen Brücken,
Platinen .und .Kalenderscheiben. hergestellt. Es stehen
über 30, exklusiv für Breitling entwickelte,hochmoderne
Fertigungseinheiten .mit. Roboterarmen.. in.. Reih.. und
Glied. Sie stanzen, fräsen und bohren. computergesteu-
ert präzise, leise, sauber und trocken dank Luftkühlung,
anstelle von herkömmlichen Wasserkühlungssystemen.
Die fertigen Brücken und Platinen kommen .ohne Nach-
bohrungen .aus. Sie. sind ..perfekt. .und .fertig. für. die
schnelle, nahtlose Weiterverarbeitung.
Wir sind auch fertig,zumindest für einen Wechsel in die
nächste Produktionsabteilung .Es geht wieder die Trep-
pen .herab, diesmal. zur. Vormontage. von Bauteilen, in
die erste Etage.
Die fertigen .Brücken und .Platinen kommen in die Emp-
ierrage, hier werden die .Lagersteine .und. Pfeiler. in die
Brücken und Platinen eingesetzt. Vorher .werden die La-
gersteine von einem Robotergreifarm zur Weiterverarbei-
tung auf einer Palette platziert. Mit .Hilfe einer Spezialka-
mera kann der .Greifarm. überprüfen, ob. die. Steine, die
auf .einer ..Arbeitsplatte.. verstreut. liegen, sich. mit .der
richtigen .Seite .nach oben befinden. Falls .nicht, rüttelt
die Arbeitsplatte leicht hin und her, bis die Steine in die
ideale Position kippen. Wenn. die Kamera .grünes Licht
gibt, kann der Greifarm weiterarbeiten.Die somit akkurat
bestückten Paletten werden in die nächste, ebenfalls ei-
gens für .das .Unternehmen .entwickelte Fertigungsein-
heit, nebenan gebracht. In diesem .Robotermodul .stößt
ein .Greifarm .die. Lagersteine und. Pfeiler millimeterge-
nau durch die Palette hindurch,mit einer von einer Soft-
ware .exakt. .berechneten. Geschwindigkeit .und .Kraft-
menge, .und.. presst.. sie ..passgenau.. in ..die.. Löcher
(Presssitz). der .darunter. liegenden. Brücken. und. Pla-
tinen, wo .sie. ihren. endgültigen Platz einnehmen. Die-
se Bauteile für die Uhrwerke sind .nun .vormontiert und
fertig für die Weiterverarbeitung.
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Wir gehen eine .Etage tiefer und sind .wieder im .Erdge-
schoß des großen, hellen Treppenhauses angekommen.
Es geht am Mao Kämpfer vorbei zurück über den langen
Gang ins .Foyer. Von hier gehen wir den .anderen Gang
bis zum Ende durch. Hier .öffnet .Herr .Girardin .mit Vor-
freude die .letzte.Tür .auf .der linken Seite. Nun betreten
wir die ."heiligen Hallen", den .großen, hellen. Montage-
saal.
Hier werden die fertigen Komponenten und vormontiert-
en .Uhrwerkteile zu .Breitling .Kaliber zusammengebaut-
(Assemblage) und anschließend feinreguliert .(Reglage).
Ein High-Tech Fließband bildet das Herzstück in diesem
Raum. Es bahnt sich unauffällig in schwarz glänzenden,
flachen .kantigen Kästen .vor den .Arbeitstischen .ange-
bracht, seinen .Weg .über ein .ausgeklügeltes Strecken-
netz, in einer Art Endlosschleife, einmal durch den gan-
zen Raum. Obwohl .die .Anlage .zentral .gesteuert .wird,
können jederzeit die Einzelteile der .Uhrwerke, .die. das
Fließband transportiert, zur. weiteren .Bearbeitung .her-
ausgenommen werden. Das Fließband-Konzept stammt
von der Hamburger .Firma .Clinical Laboratory Analysis
(CLA), die ursprünglich für die. Blutanalyse im Medizin-
bereich entwickelt wurde. Die .empfindlichen. und drin-
genden Blutproben sollten ohne Zeitverzögerung an die
richtige .Stelle des .Analyseprozesses transportiert wer-
den.In der Breitling-Manufaktur wird jedes Kaliber wäh-
hrend ..seiner .Zusammensetzung ..von .einer .Software
überwacht und .automatisch von Station zu .Station ge-
leitet, damit keine .Leerzeiten entstehen, in der die Uhr-
werke .Schaden. nehmen .könnten. Während. der. Ferti-
gung wechseln sich vollständig automatisierte .Schritte
mit manuellen Eingriffen durch die hoch spezialisierten
Uhrmacher an ihren klassischen Arbeitsplätzen. mit ihr-
en .Uhrmacherlupen .vor .dem .Auge ab. Sie .setzen mit
Hilfe ihrer langjährigen .Erfahrung die .Unruhreife. samt
Unruhspiralen .in .die. Uhrwerke .ein. und .bringen .die
Chronographen - Kaliber zum ersten Mal zum. schwing-
en. Die .ersten .Tick. Tack. Klänge. sind. zu. hören, .die
"Herzen" der .Kaliber .fangen .an .zu schlagen. Nach all
den vielen .Berufsjahren .immer wieder noch ein emoti-
onaler Moment für die Breitling - Uhrmacher. Das .wohl-
temperierte. Tick .Tack beim Auftreffen der beiden .Ank-
erarmpaletten. in. die. Verzahnung. des Ankerrades. hat
obendrein viel Symbolcharakter. Es ist ein .akustisches
Güte - Signal. Breitling ist im feinen. Zirkel. der .Uhren-
Manufakturen angekommen.
Das Zusammenspiel zwischen Menschen und Maschin-
en in diesem Montagesaal ist eine innovative,von Breit-
ling entwickelte, Produktionskette, bei. der das ."intelli-
gente" Fließband der Dirigent .dieser bemerkenswerten
Fabrikationsallianz zwischen Mensch und Maschine ist.
Die .Uhrmachermeister .mit. ihren Lupen vor dem Auge
müssen in einem der letzten .Fertigungsphase den nat-
ürlichen .Schwerpunktfehler der .Unruh durch Material-
abtragen entfernen.Sie bohren kleine Löcher in die äus-
sere .Umrandung des Unruhreifs bis die "Unwucht" be-
seitigt ist. Dies. setzt eine hohe .uhrmacherische Hand-
werkskunst ..voraus. Hemmung ..und. Unruh. .sind. die
Hauptakteure für eine präzise Zeitmessung. Ihre serien-
mäßige Herstellung inklusive Justierung, genaues. Ein-
stellen der Ankerhemmung ,Kalibrierung,Kontrolle. der
richtigen Maße der Einzelteile und Klassierung,die pas-
senden Spiralen und Unruhreife .einander zuzuordnen,
der Komponenten sind eine .Meisterleistung in Sachen
Präzision und Materialkenntnis .der .Uhrmachermeister
von Breitling.
Die fertigen, zusammengesetzten .und .fein .regulierten
Kaliber, werden .anschließend außer Haus zur. Chrono-
meter .Prüfung (C.O.S.C.) geschickt, erhalten .ihre Zerti-
fizierungen und nach ihrer Rückkehr in die .Manufaktur
werden die .Uhrwerke - in den .Räumen .gegenüber des
Montageraumes - eingeschalt.
Dort ..steht ..eine .Hochleistungskamera, die .mit .14000
Bildern pro .Sekunde und einer extremen Vergrößerung
das Einschalen der Uhrwerke in die Gehäuse überwacht.
Die Aufgabe der Kamera: Die .Überprüfung der. überein-
ander herlaufenden Zeiger des Chronographen, die vom
Computerarm. Hundertstelmillimeter passgenau parallel
montiert .werden. und nach Rückstellung der Stoppuhr-
funktion exakt auf der Nullposition stehen müssen. Die-
ser neue Hightech Kamera - Roboter ist eine enorme Er-
leichterung .für die Mitarbeiter, sie müssen lediglich die
Zeiger zur .Vormontage. behutsam. auf die Achse legen.
Den Rest .erledigt .der .Computer. unter .dem kritischen
Blick ..der.. .Hochleistungskamera. Der.. Uhrenhersteller
kann .seine. .hochqualifizierten. Mitarbeiter .an. anderer
Stelle .einsetzen .und .erreicht .gleichzeitig eine .Steige-
rung in der Produktions-Qualität.
Nach einer letzten .intensiven. Qualitätskontrolle, einen
Raum weiter, verlassen die. Luxusfliegeruhren, in einer
edlen Uhren-Box mit .Bedienungsanleitung .und Garan-
tiekarte .die ..Produktionsstätte. am. Waldrand .von. La
Chaux-de-Fonds. Auch wir gehen .den Gang wieder zu-
rück ins Foyer Richtung Ausgang.
Der. freundliche .Herr .Girardin .verabschiedet .sich. Auf
dem Weg nach Hause .beschäftigt mich doch noch eine
Sache die mir nicht aus dem Kopf .gehen will: Wenn die
Mitarbeiter .abends .nach. Hause .fahren, hat einer noch
lange .nicht .Feierabend: Der. Soldat .mit. dem.. Gewehr.
Was der dann wohl macht? Probiert er heimlich die neu-
esten .Fliegerchronographen. aus oder. träumt er schon
von den neuen Breitling-Kollektionen? Es bleibt ein Ge-
heimnis wie ein paar andere Details in der Breitling-Welt.
Und .das. ist .in. Ordnung, denn .damit .ist. eines für die
Uhrenmanufaktur auf längere Sicht sicher gewährleistet:
"Swiss time is not running out".
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